Relativ selten wird mein Mann, der Herr Pfarrer, gebeten, in Vertretung einen Gottesdienst in einer anderen Gemeinde zu übernehmen (es sei denn in der Urlaubszeit). Dieses Mal aber war es der Fall, und zwar in einer kleinen Predigtstation mit nur wenigen Gottesdienstbesuchern. Ich durfte ihn begleiten. Gleich am Eingang des Kulturhaussaales stach mir das rückwärtig beleuchtete, große Holzkreuz in die Augen. Die Glücklichen! Ein eigener Gottesdienstraum für die Evangelischen! Beneidenswert! Das Abendmahlsgerät war schnell aufgestellt und der Gottesdienst zur Freude aller Teilnehmer bald in geordneten Bahnen. Das gemeinsame Abendmahl stärkte unsere Herzen, weniger unsere knurrenden Mägen, die sich nach einer Mittagsmahlzeit sehnten, und mit dem Segen entließ der Pfarrer die zufriedene Schar. Zu meinem großen Erstaunen wurden an der Frontseite (, an der sich das bereits erwähnte Kreuz befindet), nun Holzpaneele verschoben und in kürzester Zeit war von dem eindrucksvollen Kreuz nichts mehr zu entdecken. Hinter der Schiebetür fristete der Gekreuzigte nun sein Leben (paradox!) bis zum nächsten Gottesdiensttermin (auf Grund der Sommerpause in nicht weniger als 3 Monaten). Das Kreuz hinter der Schiebetür verfolgt mich noch bis heute. Natürlich muss ein Raum in einem Kulturhaus multifunktional sein. Partys, Vereinstreffen, Chorproben, Flohmärkte, Vorträge etc., alles hat darin seinen Platz. Aber irgendwie erinnert mich dieser Jesus, draußen vor der Schiebetür, an manche Situationen in unserem Leben, wo man ihn gerne „außen vor“ lassen würde. Don Camillo hat den Gekreuzigten bei seinen Streichen im Film herumgedreht oder ihm sogar das Gesicht verhängt. Dennoch wusste er sich letzten Endes immer unter den barmherzigen und liebevollen Augen seines Herrn. Vielleicht sollten wir mutiger werden und doch die Schiebetür das eine oder andere Mal offen lassen. Damit er in allen Lebenslagen als gütiger Herr in unserem Bewusstsein bleibt!
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