SAKRAMENTE
Über die Unterschiedene im Sakramentsverständnis zwischen katholischer und evangelischer Kirche wissen viele Christen einigermaßen Bescheid. Die Unterschiedene zwischen der evangelischen Kiche A.B. und vor allem vielen protestantischen Freikirchen sind vielen Kirchenmitgliedern nicht bewussst. Doch es ist vor allem das Sakramentsverständnis (neben dem Thema „Liturgie“), das uns von vielen Freikirchen trennt.
„Sacramentum“ war ursprünglich eine Bezeichnung für die Geldsumme, die von Prozessierenden einem „locus sacer“ (Heiligtum) hinterlegt wurden und bei Verlust des Prozesses den Göttern zufiel. Daraus entstand der Begriff für Eid bzw. ein kultisch festmachender Weiheakt. „Sakrament“ ist demnach kein biblischer Begriff.
In die christliche Sprache wurde das Wort „Sakrament“ durch Tertullian (ca. 150 – 220 n. Chr.) eingeführt. Er verstand darunter verpflichtende Handlungen innerhalb der Heilsordnung, vor allem Abendmahl und Taufe. Augustinus (354 – 430 n. Chr.) unterscheidet zwischen dem „signum“ (die äußere Handlung mit dem jeweiligen Element) und „res“ (die göttliche Gnadenwirkung). Sakramente ohne Glaube sind bei Augustinus undenkbar.
In den folgenden Jahrhundert entwickeln sich verschiedene theologische Strömungen: Wirken die Sakramente als solche? Sind sie nur Symbol? Wirken sie nur im Zusammenhang mit dem Glauben derer, die das Sakrament empfangen. Wirken sie im Zusammenhang mit dem Glauben derer, die das Sakrament spenden?
Im zweiten Konzil von Lyon (1274) legte die katholische Kirche fest, dass es sieben Sakramente gibt: Taufe, Firmung, Eucharistie, Bußsakrament, Krankensalbung, Weihesakrament (Diakon, Priester, Bischof) und Ehe. 1614 schuf Papst Paul V. die erste liturgische Ordnung für Sakramente. Ähnlich gestaltet sind die Sakramente auch in der orthodoxen Kirche; - sie werden dort jedoch „Mysterien“ genannt.
Die evangelische Kirche hat sich nach Luther auf zwei Sakramente festgelegt: Taufe und Abendmahl, wobei im Abendmahl das notwendige Bußsakrament (bestehend aus Beichte und Absolution) integriert ist. Beichte und Buße werden sowohl im Kleinen Katechismus als auch im Augsburger Bekenntnis explizit angeführt.
Bei Luther steht der „Realcharakter“ der Sakramente im Vordergrund: Gott ist der Schenkende, sein wirkendes Wort nimmt das Element (Wasser, Brot, Wein) in seinen Dienst. Der Mensch ist ausschließlich der Empfangende. Dem Sakrament kommt keinerlei „Werk“-Charakter zu. Gottes Heilswort wirkt durch Predigt und Sakrament: diese beiden Elemente reformatorischen Glaubens gehören untrennbar zusammen.
Da im Sakrament Christus selbst der Handelnde ist, tritt in der Bewertung des Sakraments der persönliche Glaube in den Hintergrund. (Zitat von Luther: „Der Glaube macht nicht das Sakrament, der Glaube empfängt das Sakrament“) Das Sakrament kann nur im Glauben recht empfangen werden, - es ist aber nicht der Glaube, der das Sakrament erst wirksam macht. Selbst der Unglaube kann nach lutherischer Überzeugung, ein Sakrament nicht „unwirksam“ machen. Aus dieser Theologie entstand auch die Überzeugung von der „Unwiederholbarkeit der Taufe“.
Zwingli betont den Symbolcharakter der Sakramente. Calvin nimmt eine Zwischenhaltung ein, ordnet das Sakrament jedoch der Predigt (dem Wort) klar unter.
In den freien protestantischen Gemeinden steht die persönliche Bekehrung und das Wirken des Heiligen Geistes am einzelnen Christen so sehr in den Vordergrund, dass die Bedeutung der Sakramente für das Heil de facto zu vernachlässigen ist.
In den anglikanischen Kirchen besteht Konsens darüber, dass die Taufe und die Eucharistie die beiden „Herren-Sakramente“ sind. Die anderen fünf Handlungen, die in der römisch-katholischen Kirche als Sakramente gelten werden von vielen Anglikanern ebenfalls als Sakramente, von manchen hingegen als Sakramentalien betrachtet.
Gemeinsam ist beiden Sakramenten, dass sie uns unmittelbar in das Sterben und den Tod Jesu führen. Nicht der Mensch steht im Mittelpunkt der Sakramente, sondern der Erlöser, der für uns gestorben ist.
1. Kor. 11,25: „Denn so oft ihr von diesem Brot esset und von diesem Kelch trinket, sollt ihr des HERRN Tod verkündigen, bis dass er kommt.“
Römer 6,3: „Wisst ihr denn nicht, dass wir, die wir auf Christus Jesus getauft wurden, auf seinen Tod getauft worden sind?“
DAS ABENDMAHl
BROT:
Brot in Israel (AT): Vorherrschend war das Gerstenmehl (später in den reicheren Schichten auch Weizenmehl); normalerweise mit Sauerteig. Beim unvorhergesehenen Aufbruch wurde das Brot auch ungesäuert verwendet. Es war schneller herzustellen und länger haltbar. In der jüdischen Tradition wird das ungesäuerte Brot auch das „Brot des Elends“ bezeichnet, weil es aus der Not, dem Elend heraus entstanden ist (Man denke an die Gefangenschaft in Ägypten).
Mehl als Opfer wurde immer nur ungesäuert dargebracht (siehe die Vorschriften zu den Schaubroten in 2. Mose 25,30).
„Brot“ wurde auch als Synonym für „Lebensmittel“ und „Wohlstand“ gebraucht. Der verlorene Sohn erinnert sich in der Fremde daran, dass die Tagelöhner seines Vaters, „Brot im Überfluss“ haben. In diesem Sinne ist auch die Bitte „unser tägliches Brot gib uns heute“ zu verstehen.
Der Wunsch nach Brot, dem nicht wieder der Hunger folgt, steht hinter dem Bericht in Joh. 6,32-35: „Da sprach Jesus zu ihnen: Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Mose hat euch nicht das Brot vom Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das rechte Brot vom Himmel. Denn dies ist das Brot Gottes, das vom Himmel kommt und gibt der Welt das Leben. Da sprachen sie zu ihm: HERR, gib uns allewege solch Brot. Jesus aber sprach zu ihnen: Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten.“ vgl. Offb. 2,17: „Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt: Wer überwindet, dem will zu essen geben von dem verborgenen Manna und will ihm geben einen weißen Stein und auf den Stein einen neuen Namen geschrieben, welchen niemand kennt, denn der ihn empfängt.“
„Manna“ war ein Saft der von einer Art Schildläuse während der Regenzeit in der Wüste Sinai aus der Manna-Tamariske gesaugt wird und in Form kleiner, sehr süßer Kügelchen zu Boden tropft. Von diesem Manna lebte Israel in der Zeit der Wüstenwanderung.
WEIN:
Dem Wein wurde in der griechischen Mythologie sogar ein Gott gewidmet: Dionysos Als Rauschmittel war der Wein auch in heidnischen Opferkulten gegenwärtig.
Wein wird im AT durchwegs positiv bewertet. (z.B. Psalm 104, 15: „Und dass der Wein erfreue des Menschen Herz…..“ ). Die Wirkung des übermäßigen Weingenusses wird jedoch ebenso konsequent getadelt: (z.B. Jesaja 5,11: „Weh denen, die des Morgens früh auf sind, des Saufens sich zu fleißigen, und sitzen bis in die Nacht, dass sie der Wein erhitzt“). Den Leviten und Priestern, die den Dienst in der Stiftshühe bzw. im Tempel versahen, war während dieser Tätigkeit der Genuss des Weines verboten (3. Mose 10,9, Hes. 44,21).
Nach jüdischer Tradition wurde bei jedem hervorgehobenen oder besonderen Mahl Rotwein getrunken.
Beim Passahmahl hat sich sehr früh eine Tradition entwickelt, in der Rotwein (Symbol für Blut – es wurden im Laufe des ganzen Mahles vier Becher getrunken) eine bedeutsame Rolle spielt (neben ungesäuertem Brot).
Wein ist in der Bibel ein häufiges Thema. Weinberg kommt über 90 mal, Rebe über 60 mal und Weinpresse 15 mal vor. Nach dem Bibelforscher Jürgen Becker wird auf insgesamt 979 Stellen direkt oder indirekt auf Wein Bezug genommen. Obwohl Bier damals ein ebenfalls weit verbreitetes Getränk war, hatte es nicht denselben Stellenwert. Martin Luther meinte dazu: „Bier ist Menschenwerk, Wein aber ist von Gott.“
In der Bibel wird der Wein zweifach bewertet.
Zeichen des Heils, der Gemeinschaft, der Freude (wenn er nach dem Willen Gottes „genossen“ wird
Zeichen des Gerichts („Taumelbecher“)
Auf diese Weise symbolisiert er, wie nahe Gnade und Gericht beieinander sein können, und wie wenig es das eine ohne das andere geben kann.
Vier biblische Texte berichten von der Einsetzung des Abendmahls:
Matth. 26,26-29: „Da sie aber aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach's und gab's den Jüngern und sprach: Nehmet, esset; das ist mein Leib. Und er nahm den Kelch und dankte, gab ihnen den und sprach: Trinket alle daraus; 28 das ist mein Blut des neuen Testaments, welches vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden. Ich sage euch: Ich werde von nun an nicht mehr von diesen Gewächs des Weinstocks trinken bis an den Tag, da ich's neu trinken werde mit euch in meines Vaters Reich.“
Markus 14,22-25: „Und indem sie aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach's und gab's ihnen und sprach: Nehmet, esset; das ist mein Leib. Und nahm den Kelch, dankte und gab ihnen den; und sie tranken alle daraus. 24 Und er sprach zu ihnen: Das ist mein Blut des neuen Testamentes, das für viele vergossen wird. Wahrlich, ich sage euch, dass ich hinfort nicht trinken werde vom Gewächs des Weinstocks bis auf den Tag, da ich's neu trinke in dem Reich Gottes.“
Lukas 22,15-20: „Und er sprach zu ihnen: Mich hat herzlich verlangt, dies Osterlamm mit euch zu essen, ehe denn ich leide. Denn ich sage euch, dass ich hinfort nicht mehr davon essen werde, bis dass es erfüllet werde im Reich Gottes. Und er nahm den Kelch, dankte und sprach: Nehmet ihn und teilet ihn unter euch; denn ich sage euch: Ich werde nicht trinken von dem Gewächs des Weinstocks, bis das Reich Gottes komme. Und er nahm das Brot, dankte und brach's und gab's ihnen und sprach: Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; das tut zu meinem Gedächtnis. Desgleichen auch den Kelch, nach dem Abendmahl, und sprach: Das ist der Kelch, das neue Testament in meinem Blut, das für euch vergossen wird.“
1. Kor. 11,23-26: „Denn der HERR Jesus in der Nacht, da er verraten ward, nahm das Brot, dankte und brach's und sprach: Nehmet, esset, das ist mein Leib, der für euch gebrochen wird; solches tut zu meinem Gedächtnis. Desgleichen auch den Kelch nach dem Abendmahl und sprach: Dieser Kelch ist das neue Testament in meinem Blut; solches tut, so oft ihr's trinket, zu meinem Gedächtnis. Denn so oft ihr von diesem Brot esset und von diesem Kelch trinket, sollt ihr des HERRN Tod verkündigen, bis dass er kommt.“
Theologisch bedeutsam ist auch Joh. 6,51-58: „Ich bin das Brot des Lebens. Eure Väter haben Manna gegessen in der Wüste und sind gestorben. Dies ist das Brot, das vom Himmel kommt, auf dass, wer davon isset, nicht sterbe. Ich bin das lebendige Brot, vom Himmel gekommen. Wer von diesem Brot essen wird, der wird leben in Ewigkeit. Und das Brot, dass ich geben werde, ist mein Fleisch, welches ich geben werde für das Leben der Welt. Da zankten die Juden untereinander und sprachen: Wie kann dieser uns sein Fleisch zu essen geben? Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Werdet ihr nicht essen das Fleisch des Menschensohnes und trinken sein Blut, so habt ihr kein Leben in euch. Wer mein Fleisch isset und trinket mein Blut, der hat das ewige Leben, und ich werde ihn am Jüngsten Tage auferwecken. Denn mein Fleisch ist die rechte Speise, und mein Blut ist der rechte Trank. Wer mein Fleisch isset und trinket mein Blut, der bleibt in mir und ich in ihm. Wie mich gesandt hat der lebendige Vater und ich lebe um des Vaters willen, also, wer mich isset, der wird auch leben um meinetwillen. Dies ist das Brot, das vom Himmel gekommen ist; nicht, wie eure Väter haben Manna gegessen und sind gestorben: wer dies Brot isset, der wird leben in Ewigkeit.“
Das Abendmahl ist
eine Verkündigung des Todes des Herrn (seine Opfer für uns) – hier trifft sich das Sakrament des Abendmahl mit der Taufe (Wir sind „in seinen Tod“ getauft)
eine Vorausschau auf das kommende Messiasmahl (dieses wurde auch schon bei den Propheten angedeutet, z.B. Jes. 25,6)
Voraussetzung für eine Gemeinde: 1. Kor. 10,17: „Der gesegnete Kelch, welchen wir segnen, ist der nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi? Das Brot, das wir brechen, ist das nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi? Denn ein Brot ist's, so sind wir viele ein Leib, dieweil wir alle eines Brotes teilhaftig sind.“
Der jüdischen Sitte entsprach, dass das zwischen Brot und Wein das gemeinsame Essen lag. Auch in urchristlichen Gemeinschaft lag zwischen dem Brot- und dem Weinwort die Mahlzeit. Religionsgeschichtlich hat sich in den Gemeinden schon in der Urchristenheit das gemeinsame Mahl (Agape) von der Eucharistie gelöst. Zunächst noch täglich durchgeführt, verlagert sich das „Herrenmahl“ sehr bald auf den „Herrentag“ (Apg. 20,7). Diese Abendmahlsfeier am „status dies“ (Sonntag, - Versammlungstag der Gemeinde) wird schon bei Plinius im Jahr 96 n. Chr. erwähnt.
Was sich sehr rasch herausbildete (dokumentiert in der Apostellehre „Didache“):
nur die Getauften durften am Abendmahl teilnehmen
nur wer „heilig“ ist (vorher allen Streit beigelegt und Buße getan hat) durfte am Abendmahl teilnehmen. Dementsprechend hat es auch ein öffentliches Bekenntnis der Übertretungen gegeben.
katholisch / orthodox: „Transsubstantiation“ = die materielle Wesensverwandlung von Brotund Wein und Leib und Blut Christi (Konsekration von Brot und Wein) Die katholische Kirche verwendet ungesäuertes Brot (entsprechend den Gesetzes für das Passahmahl), die orthodoxe Kirche gesäuertes Brot (sie geht davon aus, dass das letzte Abendmahl am Abend vor dem Passah stattfand, und bezieht sich auch auf das Gleichnis Jesu, in dem er das Reich Gottes mit dem Sauerteig vergleicht). Die katholische Kirche verwendet Weißwein, die orthodoxe Kirche Rotwein. Nach Lehre der katholischen Kirche vollzieht der Priester die „Wandlung“, lt. Lehre der orthodoxen Kirche Christus selbst.
Luther: „Konsubstantiation“ (sakramentale Einheit von Leib und Blut Jesu Christi mit Brot und Wein. Das lutherische Abendmahlsverständnis geht also von einer Realpräsenz des Leibes und Blutes Christi in den Abendmahlsgaben Brot und Wein aus, ohne dass sich die Materie von Brot und Wein verändert). Grundlage für die lutherische Überzeugung ist das Wort Jesu „… das ist mein Leib, das ist mein Blut…“ (diese Festlegung verbietet theologisch zwingend eine Reduktion von Brot und Wein auf reine Symbole)
Die reformierten evangelischen Kirchen und die meisten Freikirchen sehen Brot und Wein trotzdem lediglich symbolisch für Leib und Blut Jesu.
Bei Luther ist der Gedanke an das in das Abendmahl integrierte Bußsakrament sehr stark vorhanden. Ursprünglich wurde das Abendmahl bei jedem Gottesdienst gefeiert. So wie in Christus göttliche und menschliche Natur vereint sind, so ist im Abendmahl Brot und Wein mit Leib und Blut vereint. Bei Calvin schwingt sich die Seele des Christen empor, Luther betont (auch im Abendmahl) das Herabsteigen des Erlösers. Auch wenn die „Buße“ in der evangelischen Kirche kein eigenes Sakrament darstellt, sie ist zwingender Bestandteil jeden Abendmahls, das sich als „biblisch“ bezeichnen möchte. 1. Kor. 11,27: „Welcher nun unwürdig d.h. in einer Weise, die die Heilstat Christi mißachtet von diesem Brot isset oder von dem Kelch des HERRN trinket, der ist schuldig an dem Leib und Blut des HERRN“ 1. Joh. 1,9: „So wir aber unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Untugend.“. Die Heilstat Christi kann nur durch Buße ernsthaft in Anspruch genommen werden.
Der manchmal umgesetzte Brauch einer Fußwaschung im Rahmen des Abendmahls muss natürlich nicht abgelehnt werden, er ist theologisch jedoch nicht Bestandteil des Abendmahles. Das Beispiel, das Jesus mit der Fußwaschung gegeben hat, zielt nicht auf die Handlung des Waschens, sondern auf das Wort: „Wer unter euch der Größte sein will, der sei euer Diener“ (vgl. Matth. 23,11)
Wenn an der heutiges Praxis des Abendmahls in der evangelischen Kirche etwas auszusetzen ist, dann ist es das mangelnde Bewusstsein für die notwendige Buße (= Wegfall des unbedingt notwendigen Bußsakraments)
Wein und Abendmahl: Auch in den evangelischen Gemeinden wird das Thema „Abendmahl und Alkohol“ immer öfter diskutiert. Daher folgen an dieser Stelle ein paar Erklärungen dazu.
Wie eine Taufe ohne Wasser keine Taufe ist, so ist das Abendmahl ohne Wein kein Abendmahl.
Jesus selbst spricht beim Abendmahl gar nicht vom „Wein“ sondern „von dem Gewächs des Weinstocks“. Er bezeichnete damit (viel genauer, als hätte er nur „Wein“ gesagt) den zum Trinken fertigen Wein und schloß zugleich Traubensaft, Weinessig oder andere „Produkte vom Weinstock“ (vgl. 4. Mose 6,3f) aus. In unsrer Sprache klingt „vom Gewächs des Weinstocks“ viel unbestimmter als das Wort Wein; in der jüdischen Welt, in der Jesus, als Sohn einer jüdischen Mutter lebte, klang es umgekehrt: Die Worte „Gewächs des Weinstocks“ (hebräisch: perí hagafän, „Frucht des Weinstocks“) hatten eine überaus präzis festgelegte Bedeutung, nämlich „Wein“. Man kann das aus den Diskussionen und Entscheidungen der Rabbinen beweisen, die in dem ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung stattfanden und u. a. in Mischna (die erste größere Niederschrift der mündlichen Thora) und Tosefta (Sammelwerk mündlicher Überlieferungen und Traditionen im jüdischen Glauben) überliefert sind; sie stammen aus der jüdischen Welt unseres Herrn. Offen ist lediglich, ob der damals übliche mit Wasser vermischte Wein gemeint war, oder der reine, unvermischte Wein. Auch aus praktischen Gründen ist der Traubensaft beim Passahfest kaum denkbar. Die Konservierung des ungegorenen Traubensaftes bis März/April wäre gar nicht oder nur mit großem Aufwand möglich gewesen.
Das hebräische Wort Wein heißt jajin. Wenn in der Bibel bei heiligen Handlungen von Wein die Rede ist, steht dort immer jajin, und das ist gegorener Wein. Ungegorener Traubensaft (miz-anavim bzw. tirosch) taucht in gottesdienstlichen Handlungen nirgends auf. Schon bei der Beschneidung des Knaben am achten Tag nach seiner Geburt bekommt der Knabe Wein (jajin). Der Mohel taucht seinen Finger in Wein und lässt den Knaben den Wein ablutschen, was – weil es gegorener Wein ist – schmerzlindernd wirkt. Auch der barmherzige Samariter behandelte die Wunde des unter die Räuber Gefallenen mit Wein (Lukas 10), um die Wunden zu sterilisieren, was man nur mit gegorenem Wein erreicht. Ebenso empfiehlt Paulus Timotheus als Heilmittel Wein zu trinken (1.Tim. 5,23). Alkohol im Judentum: Der Genuss von Alkohol ist an besonderen Tagen, zum Beispiel Erew Schabbat (Freitagabend) nicht nur erlaubt, sondern geboten. Als Kiddusch (hebräisch קידוש von kadosch, heilig, deutsch wörtlich „Heiligung“, manchmal „Segensspruch“) wird der Segensspruch über einen Becher Wein bezeichnet, mit dem der Sabbat und die jüdischen Feiertage eingeleitet werden. Wein, der bei religiösen Feiern genossen wurde, musste unter Aufsicht geerntet und verarbeitet werden (zur Sicherstellung, dass nicht Weintrauben aus Regionen verarbeitet werden, bei denen der Wein für den Götzendienst verwendet wird) Als Jesus das Abendmahl einsetzte, tat er dies im Rahmen des Passahfestes (Matth. 26,17-29).
Jesus sprach: „Dies ist mein Kelch!“ Da beim Passahfest nur gegorener Wein getrunken wird, war in dem Kelch, den Jesus mit den Worten: „Trinkt alle daraus!“ an seine Jünger reichte, gegorener Wein. Nur bei Kindern durfte zum Passahfest der Wein verdünnt werden (z.B. mit Wasser oder Traubensaft). Auch als Jesus Wasser in Wein verwandelte (Joh. 2), handelte es sich um gegorenen Wein. Anders kann die Äußerung des Speisemeisters vom „guten Wein“ gar nicht interpretiert werden.
Warum ist diese Frage so wichtig? – Der Weinstock ist in der ganzen Heiligen Schrift immer auch ein Symbol für das Volk Israel (Joh. 4,22: „….denn das Heil kommt von den Juden.“ ), Christus bezieht ihn auch auf sich selbst und auf seine Verbundenheit mit der Gemeinde (Joh. 15,5: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben“ ).
Die „Frucht des Weinstocks“ (die „Frucht Israels“) konnte jedoch nicht im „natürlichen“ Zustand bleiben. Wenn wir unter den „Reben“ Israels die gesetzlichen Werke verstehen wollen, dann wären die „verwandelten“ Reben (Wein) die „Früchte des Glaubens“ (es besteht jedoch keine dogmatische Notwendigkeit, dieses Bild anzunehmen)
Auch die Hostien, die beim Abendmahl verwendet werden, entsprechen der jüdischen Tradition der ungesäuerten Brote. Es ist aus dem „Elend“ (dem Leiden und Sterben unseres Erlösers) heraus entstanden.
Argumente gegen Alkohol beim Abendmahl:
Alkoholismus ist ein riesiges Problem und sollte auch nicht symbolisch verniedlicht werden
Vermeidung von „Zwei-Klassen“ beim Abendmahl: jene die den alkoholischen Wein trinken, und jene (Kinder, Alkoholkranke, Abstinenzler), die dies nicht tun
Alkohol spielte und spielt in heidnischen Religionen und Ritualen eine sehr negative Rolle; - mit diesen wollen Christen nicht in Verbindung gebracht werden
Argumente für den alkoholischen Wein beim Abendmahl:
es entspricht dem historischen Abendmahl, damit dem Auftrag Jesu und auch der Tradition der Kirche
es entspricht – so man diese annehmen will – den vorhin angeführten dogmatischen Überlegungen
Je stärker eine Glaubensgemeinschaft den „Symbolcharakter“ des Abendmahls betont, umso leichter wird sie zum Traubensaft (statt Wein) greifen. Je näher die Theologie einer Glaubensgemeinschaft dem „Dies-ist-mein-Blut“ steht, umso hartnäckiger wird sie am Wein festhalten.
Augsburger Bekenntnis:
Artikel 10: Vom heiligen Abendmahl „Vom Abendmahl des Herrn wird so gelehrt, dass der wahre Leib und das wahre Blut Christi wirklich unter der Gestalt des Brotes und Weines im Abendmahl gegenwärtig sind und dort ausgeteilt und empfangen wird. Deshalb wird auch die Gegenlehre verworfen.“
DIE TAUFE
Taufe des Johannes:
Markus 1,4-5: „so war Johannes in der Wüste, taufte und predigte die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden. Und es ging zu ihm hinaus das ganze judäische Land und alle Leute von Jerusalem und ließen sich von ihm taufen im Jordan und bekannten ihre Sünden.“ AT: der Mensch nimmt das Tauchbad selbst; - Johannes: der Täufling muss durch einen Dritten im Auftrag Gottes getauft werden (nicht mehr der Getaufte ist der Handelnde, sondern Gott) Taufe zur Buße: findet sich bei Johannes dem Täufer – es ist eine „vorbereitende“ Taufe auf das Kommen des Erlösers.
Jesus stellt sich mit der Taufe durch Johannes in die Reihe der Sünder.
Die christliche Taufe:
Matth. 28,19-20: „Darum gehet hin und lehret alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“
Der Missionsbefehl:
Machet zu Jüngern …
Indem ihr sie tauft …. (grammatikalisch richtig übersetzt: “taufend“)
Und lehrt sie halten alles…. („lehrend“)
Apg. 2,38: „Petrus sprach zu ihnen: Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des Heiligen Geistes.“ Durch die Taufe wurden Juden, Griechen, Sklaven und Freie zu einer Gemeinschaft zusammengeschlossen (Zugehörigkeit zur Gemeinde)
Taufe des Kämmerers aus dem Morgenland: Apg. 8,36-38: „Und als sie auf der Straße dahinfuhren, kamen sie an ein Wasser. Da sprach der Kämmerer: Siehe, da ist Wasser; was hindert's, dass ich mich taufen lasse? Und er ließ den Wagen halten und beide stiegen in das Wasser hinab, Philippus und der Kämmerer, und er taufte ihn.“
Theologisch ist die Taufe ganz klar als Heilsgeschehen im Sinne der Teilnahme des Täuflings an Jesu Tod und Auferstehung zu verstehen.
Römer 6, 3-5: „Wisst ihr denn nicht, dass wir, die wir auf Christus Jesus getauft wurden, auf seinen Tod getauft worden sind? Wir wurden ja mit ihm begraben durch die Taufe auf den Tod, damit auch wir, so wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt wurde, in der Wirklichkeit des neuen Lebens wandeln. Wenn wir nämlich mit der Gestalt seines Todes verbunden wurden, dann werden wir es auch mit der seiner Auferstehung sein.“ Paulus schreibt in Röm 6,1-14 zuerst von der Taufe im Tatsachenstil („alle“ die getauft sind, sind in den Tod Jesu getauft, und mit ihm in den Tod begraben…..), - dann erst folgen die Ermahnungen die sich aus der Taufe ergeben.
Die Vorstellung, dass mit der Taufe eine Art „Zauber“ verbunden ist, stammt aus dem Heidentum (auch dort gab es Taufen). Die Taufe ist nicht die Wiedergeburt und sie ersetzt diese auch nicht. Der Glaube, die Buße, die Bekehrung sind notwendig
Urchristenheit: wenn Erwachsene getauft wurden, genügte das Bekenntnis zu Christus als Gottes Sohn und Erlöser. Glaubensunterricht gab es erst nach der Taufe.
Taufe des ganzen Hauses Diese finden wir in der Bibel mehrmals: Stephanus – 1. Kor. 1,16; Lydia Apg. 16,15; Kerkermeister Apg. 16,33, Krispus Apg. 18,). Zum „Haus“ – ein im Orient feststehender Begriff mit langer Geschichte – gehörten neben dem Oberhaupt des Hauses auch Frauen, Kinder, Dienerschaft und die im Haus lebende Verwandtschaft. Das Wort „oikos“ (Haus) und seine theologische Bedeutung: „Technisch“ bedeutet Haus alles (Eigentum, Menschen, Vieh….) was zu dem Vorstand des Hauses gehört. Apg. 16,15: „Als sie aber und ihr Haus getauft ward…..” (Lydia) Apg. 16,31: „Sie sprachen: Glaube an den HERRN Jesus Christus, so wirst du und dein Haus selig!“ Josua 24,15: „Ich aber und mein Haus wollen dem HERRN dienen.“ (Es ist nicht anzunehmen, dass Josua „sein Haus“ vor dieser Aussage gefragt hat)
Paulus zieht auch den Vergleich mit der Beschneidung heran: Kol. 2,9-12: „Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig, und ihr seid vollkommen in ihm, welcher ist das Haupt aller Fürstentümer und Obrigkeiten; in welchem ihr auch beschnitten seid mit der Beschneidung ohne Hände, durch Ablegung des sündlichen Leibes im Fleisch, nämlich mit der Beschneidung Christi, indem ihr mit ihm begraben seid durch die Taufe; in welchem ihr auch seid auferstanden durch den Glauben, den Gott wirkt, welcher ihn auferweckt hat von den Toten.“
Im AT wurden die jungen Knaben am 8. Tage „beschnitten“, - als Zeichen der Zugehörigkeit zum Volk Gottes und als Unterordnung unter das Gesetz. Sie wurden nicht „gefragt“. Ob und wann immer sich ein junger Israelit bewusst für den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs entschieden hat, - eine „Wiederbeschneidung“ war schon rein medizinisch unmöglich! Von diesem theologischen Verständnis der „Zuordnung zu Gott nach Gottes und nicht nach menschlichem Willen“ müssen wir auch in der Urgemeinde ausgehen. Daher ist die Tatsache, dass die Kindertaufe in der Bibel nicht explizit erwähnt wird, kein Hinweis darauf, dass es die Kindertaufe nicht gab. Sie war einfach so selbstverständlich, dass sie gar nicht gesondert erwähnt werden musste.
Zur Unwiederholbarkeit der Taufe: Röm 6,10: „Denn was er gestorben ist, das ist er der Sünde gestorben zu einem Mal; was er aber lebt, das lebt er Gott.“ (wir sind in seinen unwiederholbaren Tod getauft)
Eph. 4,5-6: „ein HERR, ein Glaube, eine Taufe; ein Gott und Vater unser aller, der da ist über euch allen und durch euch alle und in euch allen.“
Hebr. 6,4-6: „Denn es ist unmöglich, die, so einmal erleuchtet sind und geschmeckt haben die himmlische Gabe und teilhaftig geworden sind des heiligen Geistes und geschmeckt haben das gütige Wort Gottes und die Kräfte der zukünftigen Welt, wo sie abfallen, wiederum zu erneuern zur Buße, als die sich selbst den Sohn Gottes wiederum kreuzigen und für Spott halten“
Die Theologen, die eine Wiedertaufe lehren, sind schließlich entweder als „blinde Blindenleiter“ oder als gefährliche Verführer zu werten. Wenn jemand, der getauft ist, tatsächlich in den Tod Christi getauft ist, was bedeutet dann die Wiedertaufe anderes, als Christus noch einmal zu kreuzigen (weil seine „erstmalige“ Kreuzigung aufgrund der Kindertaufe ja „ungültig“ sein soll)? Wer die im Namen des dreieinigen Gottes vollzogene Taufe für „ungültig“ erklärt, begeht eine schwere Sünde gegenüber dem in der Taufe handelnden Christus. Wer eine zweite Taufe fordert, erklärt das Handeln Jesu für null und nichtig!
Die Wiedertaufe birgt in sich die Gefahr, dass sie mehrmals vollzogen wird. Jemand wird als Kind getauft. Er bekehrt sich als Erwachsener, lässt sich wiedertaufen. Er merkt, dass er (nach seiner Überzeugung) in der falschen Glaubensgemeinschaft gelandet ist, wechselt die Gemeinde und lässst sich nochmal wiedertaufen. Er wird schwer schuldig, tut Buße, lässt sich nochmals wiedertaufen….. Auf diese Art und Weise wird die Taufe zu einem peinlichen Theater, zu einer Komödie die Gottes Gnade verspottet!
Mit der Taufe wird ein Mensch unter die Gnade Gottes und damit in sein Reich gestellt. Wer die Taufe von Unmündigen (Kinder, geistig Behinderte…) ablehnt, hat wirklich nichts vom Reich Gottes begriffen.
Entstehung der Wiedertaufe: Marcion (der 144. N. Chr. von der Gemeinde ausgeschlossen worden ist); - In dieser Gegenkirche war die Wiedertaufe mit dem Gelübde der Ehelosigkeit bzw. der Enthaltsamkeit in der Ehe gekoppelt. Marcion lehrte z.B. aber auch, dass der Schöpfergott (der grausame Gott der Rache) niemals der Vater des liebenden Christus sein könnte. Zur Täuferbewegung kam es im 16. Jahrhundert im Zuge der Zürcher Reformation. Zwingli verfolgte die Täuferbewegung mit großer Brutalität.
Taufriten:
Besprengen oder Untertauchen? Getauft wurde in den Urgemeinden nachweislich sowohl durch Untertauchen als auch durch Besprengen. Dies dürfte auch eine Frage des verfügbaren Wassers gewesen sein. Für alle, die meinen, dass nur das vollständige Untertauchen gültig sei, verweisen wir auf Joh. 13,8-10: „Da sprach Petrus zu ihm: Nimmermehr sollst du mir die Füße waschen! Jesus antwortete ihm: Wenn ich dich nicht wasche, so hast du kein Teil an mir. Spricht zu ihm Simon Petrus: Herr, nicht die Füße allein, sondern auch die Hände und das Haupt! Spricht Jesus zu ihm: Wer gewaschen ist, bedarf nichts, als dass ihm die Füße gewaschen werden; er ist vielmehr ganz rein. Und ihr seid rein, aber nicht alle.“
Die Urgemeinde hat die Taufe vermutlich in fließendem Wasser (angelehnt an die Praxis bei Johannes dem Täufer) durch ein- vielleicht auch dreimaliges Untertauchen vollzogen. Die ältesten liturgischen Vorgaben in der Didache (Zwölfapostellehre) aus dem 2. Jahrhundert zeigen eine erstaunliche Offenheit hinsichtlich des Taufritus (fließendes Wasser, Taufbecken, Untertauchen, Besprengen…..)
Taufpraxis heute:
Kindertaufe ohne Wiedertaufe: katholische und evangelische Kirchen (A.B., H.B., Methodisten. Historisch gibt es seit dem 2. Jahrhundert eindeutige Beweise, dass in der Urchristenheit die Kindertaufe praktiziert wurde. Allerdings gab es auch aus dieser Zeit bereits Widerstand gegen diese Praxis (z.B. Tertullian))
Taufe von Jugendlichen, Erwachsenen ohne Wiedertaufe (auch nicht bei vorangegangener Kindertaufe): Mennoniten, Neuapostolische Kirche,
Taufe als Glaubenstaufe, Wiedertaufe: Pfingstgemeinden, Adventisten, viele freie Gemeinden
Taufe durch Übergießen: katholische und evangelische Kirchen, Anglikanische Kirche
Taufe durch Untertauchen: Baptisten, freie evangelische Kirchen, Mennoniten, Pfingstgemeinden, Adventisten (bei katholischen und evangelischen Kirchen ist diese Form nicht die Regel, sehr wohl aber möglich)
Taufe durch Besprengen: Neuapostolische Kirche
Die Taufe mit dem Heiligen Geist: Matth. 3,11: Johannes spricht über Christus: „ Ich taufe euch mit Wasser zur Buße; der aber nach mir kommt, ist stärker als ich, und ich bin nicht wert, ihm die Schuhe zu tragen; der wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen.“ Apg. 10,44 ff.: „Da Petrus noch diese Worte redete, fiel der heilige Geist auf alle, die dem Wort zuhörten. Und die Gläubigen aus den Juden, die mit Petrus gekommen waren, entsetzten sich, dass auch auf die Heiden die Gabe des heiligen Geistes ausgegossen ward; denn sie hörten, dass sie mit Zungen redeten und Gott hoch priesen. Da antwortete Petrus: Mag auch jemand das Wasser wehren, dass diese nicht getauft werden, die den heiligen Geist empfangen haben gleichwie auch wir? Und befahl, sie zu taufen in dem Namen des HERRN. Da baten sie ihn, dass er etliche Tage dabliebe.“ Die Gabe des Heiligen Geistes gibt es auch ohne Taufe: Pfingsten: - der Heilige Geist wurde auf Menschen ausgegossen, die noch nicht getauft waren. Apg. 2,37-38: „Als sie aber das hörten, ging's ihnen durchs Herz, und sie sprachen zu Petrus und den andern Aposteln: Ihr Männer, liebe Brüder, was sollen wir tun? Petrus sprach zu ihnen: Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des Heiligen Geistes.“
Leidenstaufe Jesu: Lukas 12,50: „Aber ich muss mich taufen lassen mit einer Taufe, und wie ist mir so bange, bis sie vollendet ist!“ Markus 10,39-40: „Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr werdet zwar den Kelch trinken, den ich trinke, und getauft werden mit der Taufe, mit der ich getauft werde; zu sitzen aber zu meiner Rechten oder zu meiner Linken, das zu geben steht mir nicht zu.“
Zu den Diskussionen innerhalb des Protestantismus zum Thema "Kindertaufe":
Gegen die Kindertaufe wird ins Treffen geführt:
a) das die Kindertaufe in der Bibel explizit nirgend erwähnt wird und
b) das Taufe, Bekehrung, Glaube untrennbar zusammengehören
Zusammenfassende Argumente für die Kindertaufe:
Der Taufbefehl: (Matth. 28,19) (wörtlich: „taufend“ d.h. indem ihr sie tauft….. erst dann folgt das „lehren“)
Der Begriff „oikos“ in der Apostelgeschichte und damit der Praxis in der Urgemeinde
Luther: wie beim Abendmahl so ist auch in der Taufe Gott selbst der Handelnde. Die Taufe ist nicht das „Ja“ des Täuflings zu Christus, sondern das „Ja“ Gottes zum Täufling.
Das "Reich Gottes" Christus hat durch Tod und Auferstehung einen „Anspruch“ auf alle Menschen, für die er gestorben ist (er hat sie sich „erkauft“!). Natürlich wird er seiner Liebe entsprechend diesen Anspruch nicht mit Feuer und Schwert durchsetzen (gegen die in vorigen Jahrhunderten auch praktizierte „Zwangstaufe“). Daher ist es selbstverständlich, dass erwachsene Menschen nur freiwillig getauft werden. Christus hat aber ein Recht darauf, dass ihm nicht nur einzelne Personen in einem Haus, sondern das „ganze Haus“ übereignet wird. Und auch erwachsene Menschen haben ein Recht darauf, dass ihre Taufe nicht von ihrem theologischen Wissen und der Kraft ihres Glaubens abhängig gemacht wird.
Die Kinder haben ein Recht darauf, getauft zu werden. Sie haben durch Tod und Auferstehung Jesu ein Recht darauf, ihrem Erlöser überantwortet zu werden. (Genauso wie sie ein Recht auf Trinken, Essen, Wärme, Schutz, Elternliebe…. haben)
Die Taufe ist das „Ja“ Gottes, das einem Menschen in Glaubenskrisen Halt gibt. Mein Glaube liegt in Trümmern – Gottes Zusage, die er mir in meiner Taufe geschenkt hat – bleibt bestehen. Woran sollte sich ein nicht getaufter Mensch klammern?
Mit der Taufe wird klar, welchem Herrscher die Eltern ihr Kind anvertrauen.
Die Taufe kann den Glauben nicht ersetzen, - sie ist aber ein großartiges Sakrament der „vorauslaufenden (oder auch „vorlaufenden“) Gnade Gottes“. Nicht wir laufend Gott entgegen, er läuft uns entgegen und nimmt uns schon als Kind durch die Taufe in seine Arme.
Die Kindertaufe ordnet die „Unmündigen“ dem Reich Gottes zu („Lasset die Kinder zu mir kommen“); - damit erübrigt sich jede Problematik, die sich mit der Frage ergibt, ob geistig behinderte Menschen getauft werden können (z.B. wenn ihnen eine Entscheidung für Christus intellektuell gar nicht möglich ist).
Wenn die Taufe dem Glauben folgen müsste, dann würde die Bibel nicht die Möglichkeit einer Taufe ohne Glauben erwähnten erwähnten (Markus 16,16: „Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden.“ )
Radikal abzulehnen ist die Taufe in eine bestimmte Glaubensgemeinschaft. Wir werden nicht in eine Gemeinde oder Kirche hineingetauft, sondern „in den Tod Christi“! Keine Glaubensgemeinschaft, die Christus nicht lästern will, sollte es wagen, sich an die Stelle des „Todes Christi“ zu setzen.
Das einzige Problem bei der Kindertaufe ist in der Gegenwart der Unglaube der Eltern und der Taufpaten. Sie geben ihr Taufversprechen (das Kind christlich zu erziehen…..) und wissen, dass sie dabei lügen (der Pfarrer weiß es übrigens auch….).
SAKRAMENTE – Probleme der Gegenwart innerhalb des Protestantismus
In beiden Sakramenten – Taufe und Abendmahl – entstehen die größten theologischen Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Kirchen und Gemeinden der Reformation durch folgende grundsätzlichen Aspekte:
arbeiten wir uns zu Gott hoch, oder neigt er sich (täglich) zu uns herab?
Ist der Glaube eine „individuelle“ Angelegenheit und Entscheidung, oder geht es um das Reich Gottes und um seine Geschichte mit Familien, Gemeinden, Kirchen, Sippen, Völkern, letztlich „mit dieser Welt“?
Steht das Handeln Gottes und sein Wille oder die Entscheidungsautonomie des einzelnen Menschen im Mittelpunkt?
Der unbiblische Umgang mit den Sakramenten führte zu einer schleichenden Entwertung der Gnade. Das „Ja“ des Menschen wird VOR die Gnade gestellt. Statt der Werkgerechtigkeit tritt nun eine Art „Vorleistung des Glaubens“ zwischen den Menschen und dem Erlöser. Nicht Christus ist der „Anfänger und Vollender des Glaubens“, der vollständig zu uns herabsteigt: - wir müssen ihm ein Stück weit entgegengehen. Damit wird das „Solus Christus“ und das „Sola gratia“ durch ein falsch verstandenes „Sola fidei“ entwertet. „Sola fidei“ kann nur eine Antwort auf die vorauslaufenden „soli“ (Christus, gratia, scriptura) sein, und diese nicht nach hinten schieben. Andernfalls wird Christus und die Gnade in Abhängigkeit von meinen Glauben gestellt: - und schon erhebt sich der Mensch mit seinem tatsächlichen oder vermeintlichen Glauben wieder über Gott. Aus dem kindlichen Glauben, der ALLES von Gott erwartet, wird die menschliche Glaubensleistung, die Gottes Gnade ermöglicht, ergänzt, vervollkommnet……
Exkurs: Wie konnte es innerhalb des Protestantismus zu „Entgleisungen“ kommen, wie sie am Beispiel der Sakramente deutlich werden? Die Kirchen- und Dogmengeschichte zeigt klar, warum die katholische und die orthodoxe Kirchen bestimmten Lehrentscheidungen gefolgt sind. Bei ihnen gilt grundsätzlich „Schrift + Tradition“ (wobei im Zweifelsfall praktisch der Tradition der Vorrang eingeräumt wird). Protestantische Kirchen und Gemeinden tragen jedoch allgemein das „sola scriptura“ plakativ vor sich her. Warum haben dann nicht alle unter dem Dach einer Kirche Platz?
Der Wunsch (oder die „wirtschaftliche“ Notwendigkeit) eines USP („unique-selling-points“). Um am religiösen Markt bestehen zu können, gilt es innerhalb der protestantischen Kirchen / Gemeinden ein Merkmal besonders herauszustreichen, das der jeweiligen Gruppierung den Charakter der „Einmaligkeit“ verleiht. Das führt im besten Fall zu einer „Verzerrung“ der Heiligen Schrift, die nicht mehr als Ganzes gesehen, sondern mit unterschiedlichsten Prioritäten beleuchtet und gewichtet wird. Im schlechtesten Fall gelangen auch der Schrift eindeutig widersprechende „Wahrheiten“ in das Lehrgebäude.
„Dogma“ vor „Schrift“. Ein Dogma oder auch mehrere Lehrsätze werden festgelegt und anschließend wird in der Schrift nach einer geeigneten Begründung gesucht. Statt die Lehre auf Basis der ganzen Schrift zu entwickeln, wird die Schrift zur Begründung von sehr subjektiv gewählten Lehrsätzen missbraucht. Auch bei dieser Vorgehensweise wird die Schrift „verzerrt“.
„Entschärfung des Evangeliums“: Nicht mehr zeitgemäße biblische Wahrheiten werden nach hinten geschoben (oder peinlich berührt verschwiegen), andere Wahrheiten werden „aufgeblasen“ (gilt leider auch für die evangelischen Volkskirchen!).
Der Wunsch, „zeitgemäße“ Glaubenslehren zu bringen, ist auch in die Bibelübersetzungen eingedrungen (z.B. „Hoffnung für alle“)
Nur wenn wir die Schrift von ihrer Mitte („Christus“) und von den „soli“ der Reformation her lesen, verstehen und lehren, sind wir vor den oft peinlichen Irrtümern jener Gruppierungen gefeit, die im Windschatten der Reformatoren „segeln“.
Doch auch den evangelischen Landeskirchen ist dringend ans Herz zu legen, sich immer wieder neu auf die Schrift, und die aus der Schrift entstandenen Bekenntnisschriften zu besinnen!